Wegen den andauernden Waldbränden und der Hitzewelle die Russland getroffen hat, schlagen die Weizenbauer Alarm. Ministerpräsident Putin hat daraufhin ein Exportstop verhängt, der die Weizenpreise weltweit ansteigen ließ und Spekulanten einen neuen Grund zur Freude bot.
Für Deutschland bedeutet die russische Dürrezeit, dass die Verbraucher mehr für Lebensmittel zahlen werden. Am Donnerstag kündigte Wladimir Putin den Exportstop vom August bis Dezember an, und schon stiegen die Preise für den europäischen Weizenkontrakt. Eine Tonne Weizen kostet demnach 227,50 Euro, also ganze 8,9 Prozent mehr. Diese Verteuerung bedeutet also, dass der Preis für Weizen seit Anfang Juli um nicht weniger als 50 Prozent gestiegen ist. In den Vereinigten Staaten sieht es nicht besser aus, denn auch dort stieg der Preis des Weizen-Future um 8,3 Prozent, also auf 785,75 Cent pro Scheffel. Das ist der höchste Preis, der seit zwei Jahren angemerkt wurde.
Der grosse Einfluss den Russlands Exportverbot auf die Märkte der ganzen Welt hat, kann dadurch erklärt werden, dass das Land einer der grössten Exporteure für Weizen ist. Schon vor den Waldbränden hat Moskau angekündigt, dass er die Exportmenge auf etwa 70 Millionen Tonnen senkt, also 20 Prozent weniger als erst angenommen. Weil auch diese Menge demnächst ausbleiben wird, werden neue Schwankungen am Markt erwartet.
Die russische Regierung hat wegen der nicht enden wollenden Trockenzeit den Notstand in mehreren Regionen, in denen Getreide angebaut wird, ausgerufen. Rund eine Milliarde Euro Hilfe steht für die betroffenen Produzenten bereit, bei denen wegen der extremen Trockenheit die Ernte ausbleibt. Um die schon angestiegenen Preise nicht höher zu treiben wird, der Exportsperre zu trotz, Getreide aus einem Reservefond freigegeben.
Spekulanten könnten die schwierige Lage des Lebensmittelmarktes noch verschärfen. Eugen Weinberg, Agrar-Analyst bei der Commerzbank meint, dass der Markt von der Angst bestimmt wird. Diese Angst wird von Finanzanlagediensten nur noch gestärkt. Den Anlegern versprechen sie hohe Gewinne und stellen ihnen eine lang andauernde Steigerung der Preise in Aussicht.
Nach Meinung des Agrar-Analysten sind diese Spekulanten nicht die Auslöser der Preiskrise aber dadurch, dass sie dazu beitragen die Nachfrage für ein Produkt zu erhöhen, welches in der kommenden Zeit etwas knapper wird, würden sie die Lage wesentlich verschlimmern. Nach Auffassung der BayWa, dem grössten europäischen Agrarhandelkonzerns würden sie mehr zur Preisentwicklung beitragen als die Nachfrage oder die Erntemenge, bis zu 70 Prozent der Preise verdanke man den Börsenspekulanten.
Die FAO meint aber, dass sich die Lebensmittelkrise aus den Jahren 2007 und 2008 nicht wiederholen werde. Vorkehrungsmassnahmen wurden schon eingeleitet und Lagerbestände seien auf einem genügend hohen Stand um die ausfallende Ernte zu ersetzen. |