Heute müssen 91 Banken der Euro-Zone den sogenannten „Stresstest“ abgeben. Der Test soll zeigen, wie die Institute sich bei einer erneuten Krise verhalten. Die Europäische Zentralbank veröffentlicht die Ergebnisse am 23. Juli. Doch bislang ist noch umstritten, welche Daten sie der Öffentlichkeit zugänglich machen darf.
In Deutschland mussten insgesamt 14 Banken die Stresstest-Fragebögen in den vergangenen Wochen ausfüllen, die drei mögliche Krisenszenarien simulierten. Bislang ist noch umstritten, welche Mittel Banken erhalten, die durch den Test fallen oder deren vorgehaltenes Kapital zu gering ist, um eine Krise zu bestehen. Ebenfalls unklar ist, welche Informationen an die Allgemeinheit weitergeben werden sollen.
Der Stresstest prüft unter anderem die Staatsanleihen des hoch verschuldeten EU-Landes Griechenland. Die Banken müssen im Falle einer Finanzkrise die griechischen Anleihen bis zu 20 Prozent abschreiben; deutsche Bundesanleihen dagegen nur geringfügig. Hierbei berücksichtigt der Test ebenfalls, wie lange die Anleihen in den Bilanzen auftauchen. Insbesondere die zusammengesetzten Produkte zu testen, gilt in Finanzkreisen als kompliziert.
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, nahm das Prüfverfahren in Schutz. „Der Stresstest ist ein ernster und realistischer Test“, sagte er. „Die Annahmen sind so gestaltet, dass die Resultate glaubwürdig sind.“ Der Geschäftsführer vom Europäischen Bankenverband, Guido Ravoet, geht davon aus, dass nicht alle Finanzinstitute den Stresstest bestehen werden. „Insbesondere die spanischen Sparkassen und die deutschen Landesbanken haben Schwächen“, so der Experte. Herman Merkens, Finanzchef der Aareal Bank, hat in der „Börsen-Zeitung“ davor gewarnt, die Ergebnisse der Banken zu veröffentlichen, die den Test nicht bestehen.
Ins Leben gerufen wurde der Stresstest, nachdem die Griechenland-Krise die Finanzmärkte in einen Schockzustand versetzte und die EU-Mitgliedsländer Hilfsmittel in Höhe von 750 Milliarden Euro bereitstellen mussten.
Die Finanzminister wollen am Montag und Dienstag darüber beraten, welche Veränderungen im EU-Regelwerk nötig sind, um künftig Mitglieder bestrafen zu können, falls sie der Krise nicht entschieden genug entgegen treten. Eine Arbeitsgruppe unter Ratsvorsitzenden Herman Van Rompuy soll bis zum Herbst Vorschläge hierzu erarbeiten.
Die Bundesregierung hat bereits eigene Ideen entwickelt: Sie möchte bei drohenden Staatspleiten stärker private Investoren an Rettungspläne beteiligen, um die Steuerzahler zu entlasten. Die Umsetzung der Reformvorschläge gilt allgemein als schwierig, da eine Änderung der europäischen Verträge voraussetzt, dass ihr alle EU-Mitglieder zustimmen. Die Bundesregierung möchte notfalls die Laufzeiten von Staatsanleihen verlängern, um hoch verschuldeten Staaten mehr Luft zu verschaffen, um die Zinslast zu verringern. Allerdings muss der Inhaber in Kauf nehmen, dass der Nominalwert der Anleihe sinkt. Zudem könnte ein neu zu gründender „Berliner Club“ künftig die Umschuldung organisieren. |