Schon seit Monaten hatten die Mitarbeiter der Informationstechnologie Sparte SIS von Siemens um ihre Jobs bangen müssen, da die Sparte in den letzten Jahren immer weiter fallende Umsätze zu verzeichnen hatte. Am Donnerstag gab das Unternehmen nun bekannt, dass bis 2011 weltweit 4200 Stellen gestrichen werden sollen. Alleine in Deutschland sollen 2000 Arbeitsplätze betroffen sein.
Derzeit verzeichnet SIS ca. 35.000 Beschäftige weltweit. In Deutschland sind in diesem Bereich ca. 9.700 Arbeitnehmer beschäftigt. Bereits im Dezember letzten Jahres hatte Konzernchef Peter Löscher angekündigt, SIS aus dem Siemens-Konzern ausgliedern zu wollen. SIS soll so in naher Zukunft ein komplett eingeständiges Unternehmen werden. Siemens plant bis zum Jahr 2012 nochmals 500 Millionen Euro zu investieren, um die SIS gegenüber Wettbewerbern konkurrenzfähig zu machen. Weitere Pläne sehen vor, eine Partnerschaft mit einem Wettbewerber einzugehen oder die SIS sogar fit für einen Börsengang zu machen, der allerdings dann nicht vor dem Jahr 2012 stattfinden soll. Dies sagte Finanzvorstand Kaeser in einem Interview.
Von den Stellenstreichungen sollen besonders die großen Standorte wie München, Nürnberg-Erlangen und Paderborn betroffen sein. Doch auch andere Standorte wie Berlin könnten müssen um einen Stellenabbau fürchten. Die Stellenstreichungen konzentrieren sich auf die Verwaltung, den Vertrieb und das operative Geschäft. Laut Personalvorstand Siegfried Russwurm sollen die Stellen weitestgehend sozialverträglich abgebaut werden, allerdings seien betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen.
Im letzten Geschäftsjahr hatte die Sparte der Informationstechnologie 4,7 Milliarden Euro umgesetzt, dabei jedoch lediglich einen Gewinn von 90 Millionen Euro erzielt. Hinzukommt die starke Abhängigkeit von hausinternen Umsätzen, die im vergangenen Geschäftsjahr knapp 1,1 Milliarden Euro ausgemacht haben. Externe Auftraggeber waren mit Aufträgen im Wert von 3,6 Milliarden Euro am Umsatz beteiligt.
Arbeitnehmervertreter reagierten umgehende mit großer Kritik auf die Pläne des Unternehmens. In einer gemeinsamen Erklärung lehnten IG Metall und der Gesamtbetriebsrat das Konzept entschieden ab. Siemens würde mit diesen Plänen seiner Verantwortung für die überwiegend langjährigen Mitarbeiter nicht gerecht, kritisierte Betriebsratschef Lothar Adler. Zudem ergänzte Adler, dass es nicht hinnehmbar sei, das die Zukunft von 2000 Mitarbeitern ungeklärt ist. Siemens Aufsichtsratsmitglied Dieter Scheintor, der auch gleichzeitig der IG Metall angehört, kritisierte, dass es dem Management, trotz der Effizienz der Mitarbeiter, in den letzten Jahren nicht gelungen sei, ein tragfähiges Konzept und grundlegende Änderungen vorzunehmen und das nun versucht wird, dies mit einer neuen Sparrunde zu kompensieren.
Bereits im Januar hatte Siemens den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen im Industriegeschäft angekündigt. Davon sollte vor allem die bayerischen Elektromotorenwerke in Bad Neustadt an der Saale und in Erlangen betroffen sein. Weltweit wird mit den Stellenabbauplänen der Personalbestand bei Siemens unter 400.000 Mitarbeiter sinken. Seit Peter Löscher Mitte des Jahres 2007 Vorstandschef von Siemens geworden ist, wurden weltweit ca. 45.000 Stellen abgebaut. |