Noch Anfang des Jahres beschrieb Anton Schlecker, in einem der seltenen Interviews, die er gegeben hat, dass seine Arbeit sein Leben sei. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das von ihm aufgebaute Imperium langsam zerbricht.
Die Probleme der Schlecker-Kette begannen schon im Jahr 2004, aber seit Beginn der Krise wurde es immer schlimmer. In den ersten vier Monaten dieses Jahres erlitt das Unternehmen einen Verlust von 16 Prozent gegenüber dem vorherigen Krisenjahr. Damit verlor Schlecker ungefähr 1,2 Millionen Haushalte als Kunden. Doch die Krise kann man, mit gutem Gewissen, nicht alleine verantwortlich machen. Da muss sich das Schlecker-Imperium zum größten Teil selbst die Schuld geben.
Seit Juli zahlt Schlecker die Überstunden nicht mehr aus, bisher war es üblich das Geld für die Überstunden im nächsten Monat zu bekommen. Das alleine wäre nicht so schlimm, aber es scheint, dass die Mitarbeiter dreisterweise als Geldquelle in schlechten Zeiten angesehen werden. Erst hieß es von Seiten der unteren Führungsebene, dass das Ganze nur ein Fehler sei, den man noch in August regeln werde, also bekommen die Mitarbeiter das Geld auch für die Überstunden.
In einem Schreiben aber, das an die FAZ gerichtet war, wurde ausgesprochen, was bislang vermieden wurde, undzwar dass die Überstunden in ein Zeitguthaben laufen würden. Also gingen keine Überstunden verloren, wie und wann die Mitarbeiter eine Entschädigung bekämen, wurde nicht erwähnt. Da sich die Führung bislang zu keinen Gesprächen, weder mit den Gewerkschaften noch mit dem Betriebsrat bereiterklärt hat, sprechen die Mitglieder des Betriebsrates von einem klaren Fall für das Arbeitsgericht.
Derzeit wächst das Misstrauen der Beschäftigten ständig, denn anstatt konkreten Antworten verhällt sich das Unternehmen schleierhaft was die Gründe für den Ausbleib der Zahlungen angeht. Vor sechs Monaten jedenfalls, berichtete Anton Schlecker gegenüber einer Zeitung, dass das Unternehmen nicht verschuldet sei. Wenn also keine Liquiditätsprobleme vorhanden sind, welche anderen Ursachen kann es geben? Bei der Gewerkschaft Verdi wird darüber nur spekuliert. Eine mögliche Antwort kann ein selbst zugefügter Angstzustand sein, denn wenn die Angestellten um ihre Jobs bangen, können ihnen härtere Regelungen schmackhafter gemacht werden.
Die Mitarbeiter selber, haben auch einige Veränderungen beobachtet. Zum Beispiel bleiben bei der Warenlieferung einige Bestellungen aus. Ob das bewusst gemacht wird oder nicht, kann niemand bestätigen, denn wieder einmal findet man kein Gesprächspartner bei Schlecker. Den Kunden, die vor leeren Regalen stehen, müssen dann wieder die Mitarbeiter erklären warum es keine Waren mehr gibt. Das führt zu sinkenden Verkaufszahlen und zu noch mehr Einschränkungen seitens der Führung.
Das Image des Unternehmens leidet enorm an den Folgen der internen Krise. Es half auch nichts, dass die Drogerie-Kette, um mit der Konkurrenz mithalten zu können in XL-Filialen investiert hat. Die großeren Räume, das breitere Angebot ändern nichts an der Tatsache, dass das Erfolgsgeheimnis der Filialen-Kette in der Nähe gelegen hat. Sich ins Auto setzen, nur um in einem Drogeriemarkt einzukaufen, finden die meisten lästig. |