Seit Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit von Griechenland, Portugal und Spanien herabgestuft hat, wächst die öffentliche Kritik am Vorgehen der Agentur. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte die Einrichtung einer unabhängigen Behörde, die künftig Bonitäten bewerten soll.
Westerwelle kritisierte in den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe, die Ratingagentur handele den Bemühungen der Europäischen Union zuwider, die Schuldenkrise Griechenlands zu bewältigen. Ratingagenturen dürften weder eigene Finanzprodukte entwickeln, noch vertreiben oder bewerten, forderte er.
Nachdem Standard & Poor’s bereits die Kreditwürdigkeit von Griechenland und Portugal herabgestuft hatte, folgte am Mittwoch, 28. April, die Herabstufung der von Spanien. Der Euro reagierte sofort und verlor auf den Märkten an Wert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, die Arbeit von den Agenturen zu bewerten, sei nicht ihre Aufgabe. Sie lehnte eine Stellungnahme zur vergangenen Herabstufung ab. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn warnte davor, die Einstufungen der Agenturen überzubewerten. Da sie ihre Daten offensichtlich aus den Märkten bezögen, könne letztlich niemand genau sagen, ob sie die Märkte bewerteten oder die Märkte die Agenturen.
Auch Ökonomen übten Kritik an den Agenturen aus. Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagte der Welt, das Wohl Europas sollte nicht von Ratingagenturen abhängen. Sie hätten in der Finanzkrise von Beginn an versagt. Dagegen kritisierte der Vorsitzende vom wissenschaftlichen Beitrat des Bundesfinanzministeriums, Clemens Fuest, Europa hinge zu stark am „Tropf der Ratingagenturen“. Sie würden an den Finanzmärkten überbewertet.
Es könne nicht sein, dass Ratingagenturen immer noch eine herausragende Rolle spielen, sagte Dennis Snower, Präsident vom Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Schließlich haben die Ratingagenturen die Finanzkrise mitzuverantworten, weil sie wertlose Papiere mit Bestnoten bewertet haben.“ Außerdem seien die Methoden der Ratingagentur intransparent.
Der Direktor vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Michael Hüther, hält das Vorgehen von Ratingagenturen für fragwürdig. Er warf ihnen in der Welt vor, erst spät gehandelt zu haben. So hätte die Agentur Griechenland nach und nach herabstufen müssen, um die Nervosität der Märkte aufzulösen. Stattdessen hätten sie die Herabstufungen gleichzeitig getätigt.
Ratingagenturen müssten in Zukunft graduelle Bonitätsbewertungen vornehmen, forderte er. |