Es wäre für Airbus ein Jahrhundertgeschäft geworden, doch nun ist alles vorbei. Am Montag zog der Partner von Airbus in Amerika, Northrop Grumman, sein Angebot zum Bau von 179 Tankflugzeugen zurück. Der Auftrag für die Tankflugzeuge hat ein Gesamtwert von 35 Milliarden Euro.
Insgesamt müssen von der US-Luftwaffe 534 Tank- und Frachtflugzeuge ersetzt werden. In der vom Pentagon gemachten Ausschreibung geht es zunächst um die Lieferung von 68 Maschinen im Wert von zwölf Milliarden Euro und einem Folgeauftrag mit 111 weiteren Maschinen. Die Konkurrenten Airbus und Boeing hatten sich um den Auftrag beworben. Airbus und sein Partner in den USA zogen nun aus Verärgerung über eine Bevorzugung von Boeing ihr Angebot zurück.
Die Kooperation aus NGC/EADS hatte im Jahr 2008 den Auftrag für die Tankflugzeuge eigentlich schon für sich entschieden. Boeing legte damals allerdings Protest ein und der Rechnungshof des Kongresses befand, dass die damalige Ausschreibung Fehler enthielt, und empfahl dem Pentagon eine Neuausschreibung vorzunehmen.
Airbus und Northrop Grumman kritisieren nun, dass die neue Ausschreibung auf den Konkurrenten Boeing zugeschnitten ist und es keinen fairen Wettbewerb bei der Vergabe des 35 Milliarden Euro Projekts gebe. Airbus-Chef Thomas Enders warf der US-Regierung vor, dass sie voreingenommen sei und es ihnen nicht um das beste Tankflugzeug geht, was in seinen Augen eindeutig von Airbus angeboten wird. Unterstrichen wird diese Behauptung dadurch, dass das Tankflugzeug von Airbus in direkter Konkurrenz mit Boeing meistens als Gewinner hervorgegangen ist. Dies war in Australien, in Großbritannien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten der Fall.
EADS hatte für den Auftrag damit geworben, ein eigenes Werk in den USA bauen zu wollen. In diesem Werk sollten, neben dem Tankflugzeug, auch A330-Frachter gebaut werden. Die militärischen Komponenten sollten dann durch Northrop zugeliefert werden. Insgesamt sollten so mehr als 48.000 neue Arbeitsplätze in den USA geschaffen werden.
Auch einige Politiker in den USA haben mit Kritik auf das Ausschreibungsverfahren reagiert und unterstellt, dass Airbus keine wirkliche Chance bei der Vergabe eingeräumt worden wäre. Andere Politiker zeigten sich jedoch zufrieden damit, dass nun Boeing aller Voraussicht nach den Auftrag erhalten würde. Für einen fairen Wettbewerb hatten sich laut Informationen von „Financial Times Deutschland“ auch vier europäische Regierungschefs direkt beim US-Präsident Barack Obama eingesetzt. Dieser soll allerdings, laut einem Informanten, gar nicht auf die Bitten der Regierungschefs reagiert haben.
EADS hatte mit dem Bau des Tankerwerks unter anderem geplant, sich ein wenig unabhängiger vom europäischen Raum zu machen. Airbus-Chef Enders machte aber deutlich, dass trotz des Rückzugs bei der Ausschreibung um den Tanker EADS weiterhin in den USA aktiv bleiben würde. |