Griechenlands Finanzkrise hat sich verschärft. Die Kapitalaufnahme an den Finanzmärkten sei blockiert, warnte der griechische Finanzminister, Giorgos Papakonstantinou. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte zuvor die Staatsanleihen des Landes um drei Noten auf BB+ herabgestuft. Anleger reagierten geschockt: Der DAX sank bei Bekanntgabe der Nachricht um fast drei Prozent. EU-Kommission und Bundesregierung erklärten, es gebe keine Möglichkeit, Banken, Versicherungen und Privatanleger an den Kosten für den Rettungsplan zu beteiligen.
Die Ratingagentur Standards & Poor’s rechnet nicht mehr damit, dass Athen die nötigen Sparmaßnahmen gegen die Proteste im Land durchbringen kann. Deshalb hat sie die Kreditwürdigkeit des Landes auf „Junk“ (Ramsch) herabgestuft. Auch weitere Herabstufungen seien angesichts der unsicheren Lage möglich, so die Agentur. In der derzeitigen Einstufung rechnet sie damit, dass Athen zwischen 30 und 50 Prozent von seinen Schulden begleicht.
Standards & Poor’s stufte ebenfalls Banken herab, die im großen Ausmaß griechische Staatsanleihen besitzen. Die Kurse der größten Geldhäuser Griechenlands fielen infolge um über zehn Prozent. Am Dienstag zeichnete sich eine weitere Schuldenkrise ab: Neben Griechenland stufte die Ratingagentur auch Portugal in seiner Kreditwürdigkeit herab.
In Deutschland hatten am Montag Unionspolitiker, SPD, Grüne und Linke gefordert, auch Banken an den Rettungskosten zu beteiligen. Schließlich hätten griechische Anleihen über einen langen Zeitraum gute Zinsgewinne erzielt, argumentierten sie. Die Regierung lehnt jedoch einen verordneten Teilschuldenerlass ab, da sie befürchtet, dass dann auch andere Ratingagenturen griechische Staatsanleihen herabstufen. Die Folge wäre ein drastischer Kursverfall. In Deutschland wäre insbesondere die Hypo Real Estate davon betroffen, die etwa zehn Millionen Euro in die griechischen Staatsanleihen investiert hat.
Griechenland hatte die EU-Partner bereits am Freitag um Kredithilfen gebeten. Das geplante EU-Hilfspaket sieht direkte Notkredite von bis zu 30 Milliarden Euro vor. Davon würde Deutschland 8,73 Milliarden Euro tragen. Zusätzlich kann Griechenland bis zu 15 Milliarden Euro aus dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Die Europäische Union möchte das Hilfspaket für Griechenland bis Mai verabschieden, hieß es aus Brüssel. Die Euro-Gruppe könnte am 10. Mai bei einem Gipfeltreffen darüber entscheiden. |