Die Gläubiger wollen den Komplettverkauf der insolventen Warenhauskette Karstadt unterstützen. Sie stimmten am Montag, 12. April, auf der Gläubigerversammlung in Essen, für den Sanierungsplan von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Der Plan sieht vor, die verbliebenen 120 Warenhäuser des Konzerns weiterzubetreiben und zu verkaufen. So könnten 25 000 Arbeitsplätze gerettet werden. Görg erklärte, er rechne bereits in der kommenden Woche mit einem Kaufangebot.
Ebenfalls erweiterten die Karstadt-Gläubiger Insolvenzverwalter Görg den zeitlichen Spielraum: Die Frist für den Konzernverkauf kann über die Auslauffrist Ende April verlängert werden. Damit möchten die Gläubiger verhindern, dass sich zwar ein Käufer finde, dieser jedoch die rechtlichen Hürden für den Verkauf nicht aus dem Wege räumen könne, so ein Sprecher des Insolvenzverwalters.
Nun kann der Verkauf sich länger hinziehen, sobald sich ein Interessent finde. Das Konsortium Highstreet hat durch einen Vertreter auf eine Änderung gedrungen; diesem gehört der größte Immobilienanteil von Karstadt.
Die Chancen eines Verkaufs ständen gut: Die Warenhauskette habe trotz des schwachen Februars die für die erste Halbzeit vom Geschäftsjahr 2010/2009 gesetzten Umsatz- und Ergebnisziele erreicht, betonte Insolvenzverwalter Görg auf der Versammlung.
Görgs Plan sieht auch finanzielle Zugeständnisse für die Gläubiger, Vermieter und Belegschaft vor, die sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Ziel sei es, den Konzern als Ganzes zu erhalten. Die Steuerbehörden müssten auf etwa 500 Millionen Euro verzichten. Die Insolvenzverwaltung erwarte jedoch lediglich Rückzahlungen von etwa 21 Millionen Euro an die Behörden.
Die Forderungen der insgesamt 35 000 Gläubiger gegen Karstadt beläuft sich auf 2,8 Milliarden Euro. Die Gläubiger könnten nun, zunächst drei Prozent davon erhalten, so Görg. Im ersten Schritt sollen so 62,4 Millionen Euro an sie ausgezahlt werden. Dazu möchte der Insolvenzverwalter bei einem erfolgreichen Verkauf die Gläubiger an den Einnahmen direkt beteiligen. Hätte die Versammlung am Montag den Sanierungsplan abgelehnt, hätte der Konzern Karstadt nicht als Ganzes erhalten werden können.
Die Essener Warenhauskette geriet im Sommer 2009 durch die Pleite der Muttergesellschaft Arcandor, früher KarstadtQuelle, in die Zahlungsunfähigkeit. Das Versandunternehmen Quelle ist ebenfalls insolvent. Für die Schwestergesellschaft bestand zunächst ein angeblich großes Käuferinteresse, schließlich wurde es jedoch liquidiert, weil sich kein Investor fand. |