Das Flugverbot im europäischen Luftraum macht nicht nur Airlines und Passagieren zu schaffen, sondern zunehmend auch den Volkswirtschaften. Durch ausfallende Gütertransporte entgehe deutschen Unternehmen jeden Tag etwa eine Milliarde Euro, errechnete die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle äußerte sich auf einem Krisentreffen mit Wirtschaftsvertretern am Montag besorgt. Die Aschewolke beeinträchtige die Wirtschaftsabläufe in einem erheblichen Ausmaß. „Wir kommen in eine ernste Lage“, sagte er, wenn das Flugverbot weiter anhielte und die Wertschöpfungsketten längere Zeit unterbrochen blieben.
Er rief die EU-Länder auf, die Nachtflugverbote zu lockern und appellierte an das Bundesverkehrsministerium, das Wochenendfahrverbot für Lastwagen in Deutschland aufzuheben. Vertreter aus der Industrie schätzten den Schaden, den das Flugverbot verursache, um ein mehrfaches höher ein als den Schaden, der durch die Terroranschläge am 11. September 2001 entstand, warnte Brüderle.
Etwa 40 Prozent der Exporte gingen in Deutschland über den Luftweg ins Ausland, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel. Um Produktionstopps zu verhindern, müssten jetzt Notlösungen gefunden werden. Keitel schlug vor, zu prüfen, ob Flugtransporte über Umwege oder auch unter eingeschränkten Sichtbedingungen möglich seien.
Das Flugverbot hat insbesondere Auswirkungen auf die industrielle Produktion. Industriebetriebe verfügen in der Regel über geringe Lagerbestände und sind für die Produktion auf eine reibungslose Zulieferung angewiesen. Fehlende Lieferungen können die Fertigung zum Erliegen bringen. Zurzeit drohen bereits BMW in den USA Engpässe in der Produktion.
Wirtschaftsforscher befürchten, ein mehrwöchiges Flugverbot könne das deutsche Wirtschaftswachstum 2010 bis zu einen Prozent schwächen. Jedoch haben die Experten ihre Wirtschaftsprognosen noch nicht revidiert, da sie mit einem baldigen Ende des Flugverbots rechnen.
Im Einzelhandel ist das Flugverbot bislang nur gering zu spüren. Die Versorgung der Supermärkte sei gewährleistet, versicherte Kai Falk vom Handelsverband Deutschland (HDE). Es werde nicht bei Waren zu Engpässen kommen, die Kunden zum täglichen Leben brauchten. Da die Ware im Supermarkt nur zu einem geringen Anteil über den Luftweg transportiert werde.
Es gibt jedoch einige Branchen, die von der Krise profitieren, zum Beispiel Bahnunternehmen und Autovermieter. Allein die Deutschte Bahn zählt zurzeit täglich etwa 110 000 zusätzliche Fahrgäste im Fernverkehr. |