Ostdeutsche müssen in den kommenden Jahrzehnten mit deutlich sinkenden Renten rechnen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) spricht sogar von einem „dramatischen“ Einbruch. Sie hatte im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung die Entwicklung der Altersbezüge untersucht. Die meisten Beitragszahler in den neuen Bundesländern, die nach 2020 in den Ruhestand wechseln, erhalten laut dieser Studie eine gesetzliche Rente von etwa 600 Euro. In Westdeutschland bleiben die Rentenbezüge hingegen stabil; wobei Frauen sogar im Schnitt mit etwas höheren Renten rechnen können.
Das DIW hatte in der Studie untersucht, wie sich Arbeitsmarktentwicklung und Rentenreform auf das künftige Rentenniveau auswirken. Das Ergebnis: Lediglich ältere Ostdeutsche können im Alter mit Renten bis zu 1 000 Euro rechnen. Wer heute 48 Jahre und jünger ist, hat lediglich Aussicht auf eine Grundsicherung von etwa 600 Euro; Frauen können sogar unter die 500–Euro-Marke rutschen. Westdeutsche Frauen können sich eine Altersabsicherung zwischen 449 Euro und 591 Euro sichern. Der Grund: Sie haben im Schnitt eine bessere Ausbildung und sind häufiger berufstätig als ostdeutsche. Sie konnten als einzige Bezugsgruppe ihren Leistungsanspruch sogar geringfügig ausbauen. Dagegen müssen westdeutsche Männer kleinere Einschnitte hinnehmen: Die jüngeren Generationen erhalten eine durchschnittliche Rente von 1 090 Euro. Diese liegt damit etwa ein Zehntel unter der Durchschnittsrente der Geburtsjahrgänge zwischen 1937 und 1941.
Für ostdeutsche Haushalte kommt künftig eine weitere finanzielle Erschwernis hinzu: Im Westen können Frauen die niedrigen Altersbezüge über Leistungsansprüche ihres Partners ausgleichen; im Osten entfällt dieser Effekt wegen des niedrigen Bezugsniveaus der Männer.
Die negative Entwicklung führt das Deutsche Institut für Wirtschaft auf verschiedene Gründe zurück: Neben einer hohen Arbeitslosigkeit komme hinzu, dass eine zunehmende Zahl der Beitragszahler in Teilzeit- und Minijobs arbeiteten. Das Institut prognostiziert, dass es für geringer qualifizierte Arbeitnehmer künftig immer schwieriger werde, die Höhe heutiger Renten zu erreichen. Mit niedriger Qualifikation steigt das Risiko, langfristig arbeitslos zu werden und Rentenausfälle zu erleiden, so DIW-Wissenschaftler Johannes Geyer. Deshalb sei der dramatische Einbruch vor allem ein „Alarmsignal für die Bildungspolitik“.
Das DIW empfiehlt der Bundesregierung, sich insbesondere um sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu kümmern. Die Experten raten davon ab, Anreize für teilzeit-, geringfügige und sozialversicherungsfreie Beschäftigungen zu geben. Zudem empfehlen sie, das Rentenalter weiter zu erhöhen, damit Beitragszahler künftig mehr in die Kasse einzahlen und die Rente über die Grundsicherung steigt. |