Datum: 16.07.2010
Vor knapp drei Jahren ist die Welt auf die ersten Anzeichen der bevorstehenden Finanzkrise aufmerksam geworden, seitdem wurde sie zu unserer täglichen Realität. Die westlichen Länder haben durch ihre mühsamen Reaktionen ihrem Ruf in den Augen der Welt geschadet, doch der nächste finanzielle Absturz könnte bald folgen.
Die Finanzwelt hat sich nach der beispiellosen Reaktion der Fiskal- und Geldpolitik einigermassen erholt, doch nach Meinung des ehemaligen IWF-Chefökonoms Raghuram Rajan seien die schweren Verletzungen, die die Weltwirtschaft erlitten hat noch nicht verheilt und sagt erneute Finanzbeben voraus.
Die halbwegs überstandene Krise hat aber den Westen so stark beschädigt, dass sie ihre Machtposition in der Führung der Weltwirtschaft abgeben musste, dass wird auch vom Aufstieg der G-20 Gruppe hervorragend dargestellt, denn viele asiatische Länder blieben zum Grossteil von schweren Schlägen geschützt.
Als Ergebniss der unzureichenden Geldmittel, über die die westlichen Länder verfügen, sind auch innenpolitische Spannungen entstanden, über die sich diese Länder nur schwer hindurchsetzen werden; darüber berichtet Rajan in seinem Buch “Fault Lines”. Damit können ganze Gesellschaftstypen verloren gehen, wie zum Beispiel die Konsumgesellschaft in den USA und die europäischen Gesellschaften, die auf Sozialleistungen aufgebaut wurden.
Auf die augennahen Gefahren, die sich schon vor einigen Jahren gezeigt haben, hätten die Regierungen mit falscher Zuversicht reagiert, meint Rajan. Sie hätten die Kreditvergabe an Haushalte mit einem kleinen Einkommen gefördert, und sich damit selbst überschätzt, ausserdem hätten sie die Risiken ihrer Vorgehensweise beschönigt.
Zumeist in den europäischen Gesellschaften besteht die Gefahr des Zusammenbruchs der sozialen Unterstützungen. Das liegt an den hohen Haushaltsdefiziten und an den ständig wachsenden Zahl der Ansprüche, da hilft es auch nicht, dass die Befölkerung immer älter wird. Eine grosse Gefahr kommt seitens der Länder, die ihre Wirtschaft auf Exporte aufgebaut haben, wie Deutschland, Japan oder China. Diese Länder haben die Aufnahme von Krediten für eine lange Zeit, durch den Verkauf ihrer Produkte umgangen, doch die immer geringere Nachfrage hat diesen Umstand beendet. Das verschlechtert nicht nur die wirtschaftliche Lage dieser Länder sondern versetzt auch das Bestehen der Euro-Zone in Gefahr.
Die erste grosse Gefahr, dass noch eine Finanzkrise ergeben könnte, ist die vorzeitige Freude auf eben das Ende dieser Krise, was wiederum zu einer falschen Auffassung der eigenen finanziellen Kraft führen würde. Die zweite Gefahr ergibt sich aus der Vernachlässigung der mittelfristigen strukturellen Veränderungen die in der Finanspolitik entstanden sind, und die für die komplette Erholung der Wirtschaft notwendig sind.
Als Fazit könnte man feststellen, dass der Westen so wie er einmal an der Führung der Weltwirtschaft stand, nicht mehr existiert und seine Bürger als Konsequenz nicht mehr über die selbe Kaufkraft verfügen wie früher. Die Kreditquellen dieser Länder wurden auch verbraucht, und die treibende Kraft der Integration der Volkswirtschaften ist ausgeblieben. Wenn diese Nationen heil aus der Krise kommen wollen, dann müssen sie zusammenarbeiten und umfassende Reformen ohne Rückhalt angehen. |