Die Bundesregierung werde rechtliche Schritte gegen die Investmentbank Goldman prüfen, erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Sonntag, 18. April. Zuvor hatte die US-Börsenaufsicht SEC die Bank verklagt. Die Behörde wirft dem Geldhaus vor, es habe bei einem Geschäft mit verbrieften Hypothekendarlehen entscheidende Informationen verschwiegen. Die deutsche Bank IKB gehörte zu den Geschädigten - sie verlor 150 Millionen Euro.
Die Finanzaufsicht Bafin möchte ein Auskunftsersuchen an die US-Börsenaufsicht stellen, teilte der Regierungssprecher mit. Auch Großbritannien plant, die Vorgänge des Geldinstituts zu prüfen. Premierminister Gordon Brown wünscht, dass die britische Finanzaufsicht prüfe, inwiefern die Royal Bank of Scotland durch die Geschäftspraxis der amerikanischen Investbank geschädigt wurde.
Die US-Börsenaufsicht wirft Goldman vor, Kunden nicht hinlänglich darüber informiert zu haben, dass sie verbriefte Hypothekenkredite vertrieben habe, auf deren Verfall Goldman-Kunde und Hedgefonds-Manager John Paulson wettete. Der Manager hatte selbst bei der Zusammenstellung der Papiere mitgewirkt. Die Börsenaufsicht sieht in dem geschäftlichen Vorgehen der Bank einen erheblichen Interessenkonflikt auf Seiten Goldmans.
Die amerikanische Investmentbank verkaufte das Produkt im Frühjahr 2007; es verlor daraufhin im Zuge der Krise rapide an Wert, bis es praktisch wertlos war. Die deutsche Bank IKB hatte insgesamt 150 Millionen Euro in diese Papiere angelegt und verlor beinahe das komplette investierte Kapital.
Die Beschuldigungen seien rechtlich und faktisch haltlos, verteidigte sich Goldman Sachs. Das Unternehmen habe kein Portfolio geschaffen, das auf Verlust angelegt gewesen sei. Die Kunden seien stets gut informiert gewesen und seien über die Anlagerisiken aufgeklärt worden. Die Bank wies darauf hin, dass sie selbst Kapital in ihr eigenes Produkt angelegt und über 90 Millionen Dollar verloren habe.
Die Anleger haben über eine Milliarde Dollar verloren, teilte die US-Börsenaufsicht mit. Der Hedgefonds von John Paulson soll in etwa die gleiche Summe eingebracht haben. Die Börsenaufsicht plane jedoch nicht, den Hedgefonds-Manager zu verklagen.
Die SEC schildert in ihrer Anklageschrift den Fall der deutschen IKB, um zu zeigen, dass Goldman Kunden mit seiner Informationspraxis irregeleitet habe. Wenn die IKB gewusst hätte, dass Paulson bei der Auswahl der Sicherheiten mitwirkte, hätte die Bank nicht Geld in diese Transaktion angelegt. |