Der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt hält ungebrochen an: Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Erwerbssuchenden um eine Viertelmillion gesunken, damit sind derzeit 3,15 Millionen Bürger arbeitslos registriert. Das ist die niedrigste Arbeitslosenquote seit Dezember 2008.
Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, erwartet noch in diesem Jahr einen Rückgang der Arbeitslosenzahl auf unter drei Millionen. Grund für diese positive Entwicklung sei vor allem die anziehende Konjunktur. Allerdings warnte er, die Lage am Arbeitsmarkt sei besser als befürchtet, jedoch bliebe sie weiterhin unsicher.
Die Bundesagentur für Arbeit erwartet, dass im Jahresdurchschnitt die Zahl der Arbeitslosen etwas niedriger ausfällt als die zuvor prognostizierten 3,4 Millionen. Im Juni sank die Quote im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 7,5 Prozent, damit waren insgesamt 88 000 Menschen weniger ohne Arbeit. Sie registrierte erstmals in Ostdeutschland weniger als eine Million Erwerbslose.
Es gebe deutliche Anzeichen, die für eine wirtschaftlichen Erholung sprechen: Die Nachfrage nach Arbeitskräften steige seit einem Jahr kontinuierlich, ebenso nehme die Erwerbstätigkeit zu. Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit sei deutlich gesunken. Laut Hochrechnung der Bundesagentur arbeiteten im April 613 000 Menschen kurz – in Spitzenzeiten hätte sie über 870 000 registriert, so BA-Vorstand Raimund Becker.
„Die gute Entwicklung der vergangenen Monate hat sich fortgesetzt“, sagte BA-Chef Weise. „Jedoch sind die Spuren der Krise weiterhin sichtbar.“ Das verarbeitende Gewerbe schrumpfe weiterhin. Viele Firmen bevorzugten Zeitarbeiter zu beschäftigen als neue Jobs zu schaffen.
Die Regierung kommentierte die Zahlen aus Nürnberg verhalten. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wies darauf hin, dass der Arbeitsmarkt zwar stabil, jedoch „noch nicht dynamisch“ sei. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte, er erwarte, dass die steigende Erwerbstätigkeit sich positiv auf Konsumverhalten der Bürger auswirkt und die Binnennachfrage steigt.
Dagegen kritisierten SPD und die Gewerkschaften, dass viele der neuentstandenen Jobs Leiharbeitsstellen seien. Zudem gefährdeten die geplanten Kürzungen der Mittel der Bundesagentur für Arbeit den Aufschwung. Die Bundesagentur sieht einen Grund für die Zunahme der Zeitarbeit in der Furcht der Arbeitgeber vor einem erneuten Kriseneinbruch. „Es gibt noch viele volkswirtschaftliche Unwägbarkeiten“, sagte Weise. Deshalb sei er mit Prognosen über 2010 hinaus vorsichtig. |