Am Mittwoch eröffnet in Nürnberg die weltgrößte Ökomesse Bio-Fach seine Pforten. Erwartet werden mehr als 2500 Aussteller aus über 84 Ländern. Bei den vermuteten 46.000 Fachbesuchern wird es allerdings vermutlich nur ein Thema geben. Welche Richtung muss der Bio-Markt einschlagen, um auf die heranziehende Krise zu reagieren?
Nach Jahren des Wachstums in der Bio-Branche, mit Wachstumsraten von teilweise mehr als 15 Prozent, erlebte die Branche im Jahr 2009 eine Stagnation. Mit Bio-Produkten konnten im Jahr 2009 Umsätze von 5,8 Milliarden Euro generiert werden. Schuld an der Stagnation auf dem Bio-Sektor sind vor allem die Wirtschaftskrise und der steigende Preisdruck im Lebensmittelsektor.
Laut GfK-Studie geben die Deutschen im Durchschnitt 84 Euro pro Jahr für Bio-Produkte aus, wobei dabei zu beachten ist, dass die Branche den größten Teil des Umsatzes durch „Intensivkäufer“ erzielt. Nur sechs Prozent der deutschen Haushalte können zu dieser Personengruppe gezählt werden. Zu dieser Käuferschicht gehören zumeist die Besserverdienenden in Deutschland, die nicht so stark unter den Folgen der Wirtschaftskrise leiden und sich nicht um Einkommenseinbußen sorgen müssen. Sie sind als Zielgruppe für den Kauf von Bio-Produkten „im Wesentlichen stabil“, sagte GfK-Konsumforscher Wolfgang Adlwarth. Anders sieht dies bei den Verbrauchern aus, die mit immer weniger Geld auskommen und nun beim Einkauf wieder verstärkt auf den Preis achten müssen. Diese Gruppe bevorzugt wieder vermehrt die billigeren Lebensmittel aus konventioneller Fertigung. Was zu einem Absatzeinbruch in diesem Kundensegment führte.
Generell werden die deutschen Verbraucher vorsichtiger, was Bio-Produkte angeht und Hinterfragen immer mehr deren Herkunft, die sozialen Bedingungen des Anbaus, den Transport und auch wie zuverlässig die Kontrollen und die Öko-Siegel sind. Schließlich müssen die Kunden im Schnitt bis zu 75 Prozent mehr für ein Bio-Produkt ausgeben, als dies für ein konventionelles Produkt der Fall wäre. Da will man natürlich sicher gehen, dass die Mehrkosten auch auf ein besseres Produkt zurückzuführen sind. Der Projektleiter, der Bio-Fach, Udo Funke sagte zu diesem Thema: „Eine wachsende Zahl von Kunden hinterfragt heute die Entstehungsprozesse der Produkte, die in ihren Einkaufskörben landen.“
Der Preiskampf auf dem Lebensmittelsektor im Jahr 2009 ging auch an den Bio-Produkten nicht spurlos vorbei. So konnten zwar zwei Prozent mehr Bio-Lebensmittel verkauft werden, allerdings sank der Umsatz gleichzeitig um ein Prozent. Besonders das Geschäft mit Frischware brach drastisch ein. Wohingegen der Fachhandel bei diesen Produkten im gleichen Zeitraum um 3, 1 Prozent zulegen konnte. Viele Bio-Produkte haben es allerdings auch mit den Anhebungen der Preise übertrieben. Besonders zu spüren bekamen dies die Hersteller von Bionade. Bionade hat sich schnell zum Kassenschlager entwickelt, verärgerte allerdings im Jahr 2009 die Kundschaft mit einer Preiserhöhung um ein Drittel, was zur Folge hatte, dass der Umsatz deutlich eingebrochen ist.
Doch neben negativen Schlagzeilen gibt es auch positive Lichtblicke für die Branche. So wurden spürbare Zuwächse im Bereich Drogerie und Lieferservice erzielt. Besonders die Nachfrage nach Naturkosmetik hat im letzten Jahr deutlich zugelegt und wendet sich damit gegen den Trend in diesem Marktsegment. |